70 Jahre Ulmer Freie Demokratische Partei (FDP/DVP) 

Am 15. Dezember 2015 jährt sich zum 70. Mal die Gründung des Ulmer Kreisverbands der Demokratischen Volkspartei (DVP) - ab 1958 in FDP/DVP umbenannt - im Ulmer Ratskeller. Dieses Jubiläum wurde in der Mitgliederversammlung am 10. Dezember mit einem Streifzug durch die Geschichte gewürdigt.

Die Gründungsmitglieder waren allesamt Menschen, die auch in den dunklen Zeiten des Nationalsozialismus an der politischen Idee der Freiheit und Individualität fest hielten und dafür auch teilweise verfolgt und inhaftiert wurden.

Zu den Gründungsmitgliedern gehörten am 15. Dezember 1945     

Dr. Emil Schwamberger
Dr. Emil Schwamberger

 

  • der langjährige Ulmer Oberbürgermeister Dr. Emil Schwamberger, der von 1919 bis zu seiner Entmachtung durch die Nationalsozialisten 1933 Ulmer Stadtoberhaupt war. Er schlug das Angebot aus, nach Kriegende erneut das Amt zu übernehmen, wurde aber bereits am 8. November 1945 zum Ehrenbürger der Stadt Ulm ernannt. Eine Straße in der Ulmer Oststadt erinnert seit 1983 an ihn.
  • Dr. Friedrich Hahn, Jurist und Journalist, der schon in jungen Jahren ein engagierter Liberaler und Freund von Theodor Heuss und Reinhold Maier war. Er war u.a. Gründer des Vereins „Alt Ulm“. Während der Nazi-Zeit war er als überzeugter Demokrat diversen Schikanen ausgesetzt. Er war bis 1956 der erste Kreisvorsitzende nach dem Krieg.
Kurt Fried und Hans Jürgen Müller am 30. März 1966
© Stadt Ulm Kurt Fried und Hans Jürgen Müller am 30. März 1966
  • Kurt Fried, der Mitbegründer der Schwäbischen Donauzeitung (ab 1968 in Südwest Presse umbenannt) und von 1954 bis 1960 Chefredakteur seiner Zeitung. Danach war er bis zu seinem Tode 1981 Leiter der Kulturredaktion mit den Schwerpunkten Kulturpolitik und Kritik.

    Der Kunstsammler Fried war ein großer Anhänger zeitgenössischer Kunst. 1959 eröffnete er seine eigene Kunstgalerie, das “studio f“ und vermachte 1978 seine beachtliche Privatsammlung von Kunst des 20. Jahrhunderts dem Ulmer Museum.
Hermann Wild
Hermann Wild

 

  • Hermann Wild, Pfarrer und Lehrer von Beruf, der sich nach 1945 für den Wiederaufbau der schulischen und demokratischen Strukturen einsetzte – in der Stadt und im Land. Er war Stadtrat (1946-1959) und Landtagsabgeordneter der DVP gehörte der verfassungsgebenden Landesversammlung an. Er war u.a. auch Mitglied des Kuratoriums der Ulmer Volkshochschule. 

Zu weiteren liberalen Persönlichkeiten der ersten Stunde zählte auch Herta Wittmann, die als erste Frau nach dem Krieg 1947 in den Ulmer Gemeinderat gewählt wurde und dort bis zu Ihrem frühen Tod 1960 liberale Positionen vertrat.

In der ersten Wahl zum Ulmer Gemeinderat erreichte die DVP als drittstärkste Kraft 17,7 % der Stimmen und stellte sieben Stadträte. Ab 1953 verlor sie verstärkt Wählerstimmen an die Freien Wähler und konnte erst 2009 wieder Fraktionsstärke erreichen. In diesem Jahr wurde sie in der Bundestagswahl mit 18% der Stimmen die zweitstärkste politische Kraft in Ulm.

Zu den lange amtierenden Kreisvorsitzenden der Ulmer FDP zählten

Dr. Friedrich Hahn (1945-1956), Hans Knapp (1956-1967) und Wolfgang Müller, der heutige Ehrenvorsitzende der Ulmer FDP.

Birgit Homburger
Birgit Homburger


Birgit Homburger, Kreisvorsitzende von 1992 - 1998 war die erste und bisher einzige liberale Bundestagsabgeordnete im Wahlkreis Ulm. Sie wurde als Vorsitzende der Jungen Liberalen über die Landesliste gewählt und behielt ihren Ulmer Wahlkreis bis zu ihrer Rückkehr in ihre Heimat Konstanz in 1998. Sie war bis 2013 im Bundestag und von 2009 bis 2011 die Vorsitzende der FDP-Bundestagsfraktion.

Der heutige Kreisvorsitzende Frank Berger und die Mitglieder im Ulmer Gemeinderat Fraktionsvorsitzender Erik Wischmann und Rose Goller-Nieberle sehen sich dieser großen liberale Tradition der Ulmer Freien Demokraten verpflichtet und vertreten eine freiheitliche, bürgerliche Politik  der Offenheit, Toleranz und individueller Eigenverantwortung, die angesichts der gegenwärtigen Krisen in unserer Gesellschaft und in der Welt an Relevanz und Bedeutung gewinnt.

Mit Blick auf das 75. Jubiläum hat die Ulmer FDP eine Arbeitsgruppe gebildet, die eine gründlich recherchierte Denkschrift dieser historischen Phase seiner Geschichte erarbeiten wird.